RFA: Interview Maldonado-Ilunga Politiques-Cohabition entre ètrangers et Allemands
Als „Kaisa vom Kaiserplatz“ stellt sich Ilunga Kaisa, Mitglied im Integrationsrat in Bonn, vor und lacht dabei selber über das Wortspiel. „Ich war überall zu Hause“, erzählt Kaisa, der am Kaiserplatz in Bonn eine neue Heimat in Deutschland fand. Kaisa arbeitete in seinem Heimatland Kongo als Chefredakteur im Radio, unter anderem für „Radio France“. Das erste Mal nach Deutschland kam er Mitte der 80er Jeingeladen von der Deutschen Welle zu einer Journalistenreise. „Ich dachte Deutschland ist das Paradies“ erinnert er sich, und denkt gerne zurück, wie er damals im Februar im Rheinischen Karneval auf lauter gut gelaunte Menschen traf. Schon bald kam er erneut nach Deutschland zurück: „Ich musste einfach wiederkommen um mehr über Deutschland zu erfahren“ erzählt Kaisa, und erinnert sich daran, dass es ohne Deutschkenntnisse schwierig war, sich auszutauschen. Schon bald setzte er sich für Menschen ein, die ebenfalls Schwierigkeiten mit der Sprache hatten, und begleitete sie zu Behördengängen. „Unterhalten und übersetzt habe ich mit Händen und Füßen“, erzählt er. Heute ist er Integrationslotse und kam durch diese Tätigkeit auch in den Integrationsrat. Zwar merkte er, dass es ohne eine Institution sehr schwer ist, auf Bedürfnisse und Missstände aufmerksam zu machen, trotzdem kandidierte er als Einzelkandidat für den Integrationsrat. „Ich dachte, ich muss doch etwas tun“, begründet er seinen Schritt, sich ohne Rückhalt einer Partei beworben zu haben. Am Ende war er selber überrascht, gewählt worden zu sein. „Erst hinterher merkte ich, dass ich ja viele Menschen kenne“, erklärt er sich seinen Erfolg nachträglich. Ganz besonders wichtig ist ihm die Zukunft der Kinder, und so hat er auch direkt nach der Wahl eine Anfrage im Stadtrat gestellt, um Kinder mit Migrationshintergrund stärker zu fördern. „Deutsche Kinder von Ausländern müssten auch als Deutsche wahrgenommen werden.“ Für Engagement müsse man manchmal auch Mut haben, und „man muss ein bisschen unverschämt werden und an die Tür klopfen“, weiß Ilunga Kaisa aus eigener Erfahrung über seine Tätigkeit zu berichten. Eine Mango fiele nicht alleine vom Baum, sondern man müsse auf den Baum klettern, damit sie einem nicht auf den Kopf fiele sagt der Mann aus dem Kongo, der sich gelegentlich mehr Motivation und Mut zu mehr Engagement von Ausländern wünscht.
Nicole Maldonado wurde in Berlin geboren und lernte erst im Alter von 15 Jahren Ecuador kennen – das Heimatland ihres Vaters. Auch aus der Ferne hielt sie den Kontakt in die zweigeteilte Stadt in Deutschland und freute sich über den Mauerfall. „Als wir aus der Ferne die Mauer fallen sahen war dies ein erhebender Moment, zu sehen wie Deutschland sich vereint“ erzählt Maldonado, und erinnert sich an die Stimmung, die in ihrer Deutschen Schule herrschte; „es war wie an Weihnachten“, erinnert sie sich. Erst für ihr Jurastudium kam sie zurück nach Deutschland. Im Studium engagierte sie sich bereits politisch. Durch persönliche Kontakte kam sie zu den Jungen Liberalen. Heute ist Maldonado neben ihrer Tätigkeit am Institut für Völkerrecht der Universität Bonn Mitglied im Bonner Stadtrat und dort im Ausschuss für Internationales tätig. Ihr kultureller Hintergrund kommt ihr da bei Meinungsverschiedenheiten zu Hilfe. „Durch einen eigenen multikulturellen Hintergrund ist man offener für Diskussionen und lernt besser zu vermitteln und Verständnis für die Position des anderen zu entwickeln. Man lernt, trotz verschiedener Interessen ans Ziel zu kommen.“ Sie sei in der komfortablen Situation sich aus beiden Kulturen das Beste herauszupicken zu können ohne die eigene Wurzel zu verlieren, erläutert die Juristin. In Bonn vermisse sie jedoch manchmal das Bewusstsein für die ausländischen Mitbürger. „Informationen zum Schwarzfahren in der Bahn findet man in vielen Sprachen, aber eine einfache Information über die Verlegung einer Haltestelle ist nur in Deutsch vorzufinden“, kann Maldonado aus eigener Erfahrung erzählen, und wünscht sich hier noch mehr Engagement auch seitens der Stadt.